Gründung
Vereins-Chroik
Die offiziell dokumentierte Geschichte des Männergesangvereins Schmeien beginnt im
Jahre 1921, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass ein Gesangverein schon früher bestanden hat: so steht z.B. in der Hohenzollerischen Volkszeitung vom 5. Juli 1881 anlüsslich der
Eröffnungsfeierlichkeiten bei der Einweihung der Blockhütte auf der Fürstenhöhe durch seine Königliche Hoheit des Fürsten Karl Anton u.a. Folgendes geschrieben: "Nun wechselten musikalische Vorträge
des zur Feier erschienenen Oberschmeier Gesangverein, des Storzinger Kirchenchors und denen der Blechmusik Jungnau sich ab".
Leider gibt es offizielle Dokumente über die Existenz eines Gesangvereins erst ab 1. Dezember 1921: ein Aktenvermerk vom Gründungsmitglied Stefan Kleiner, im Jahre 1954 zu Protokoll gegeben und ein
noch vorhandenes Kassenbuch, in dem im Dezember 1921 die Zahlungen der Eintrittsgelder in Höhe von jeweils 10 Mark verbucht worden waren, sind wohl genügend Beweis dafür, dass der Münnergesangverein
Oberschmeien am 1.Dezember 1921 wieder- oder neu gegründet worden ist.
In dem ab dieser Zeit fortlaufend geführten Kassenbuch und den ab 21.Februar 1926 über
die Jahresversammlungen erfolgten Aufzeichnungen wird der Bestand des Vereins mehrfach bestätigt.
Außerdem ist in dem protokollierten Aktenvermerk von 1954 der Hergang der Gründung genau beschrieben. Danach haben Rottenarbeiter der damaligen Reichsbahn und wenige andere am 1. Dezember 1921 im
Gasthaus "Mühle" ein Fass Bier getrunken. Nach kurzer Zeit sei Stimmung aufgekommen und man habe dann in froher Runde gut gelaunt auch gesungen. Leo Demmer, der schon im Jahre 1911 die hiesige
Musikkapelle gegründet bzw. wieder gegründet hat und seitdem auch leitete, unterbreitete an diesem Abend den Vorschlag, dass man sich zum gemeinschaftlichen Singen doch öfters treffen könnte. Spontan
wurde der Beschluss gefasst, hierzu einen ordentliche Grundlage zu schaffen. Damit war die Absicht bekundet, einen Gesangverein zu gründen.
Die zur Vereinsgründung erforderlichen Regularien wurden sofort abgehandelt und erledigt. Leo Demmer wurde die Leitung des Chors übertragen. Zugleich wurde er beauftragt, zunächst auch das Amt des
Vorsitzenden und des Schriftführers wahrzunehmen. Erstmals ist eine Hauptversammlung am 21. Februar 1926 protokolliert
worden.
Der Verein ist laut Kassen- und Mitgliederbuch kontinuierlich gewachsen und zählte
damals 26 aktive und 49 passive Mitglieder. Unbestütigt bleibt, ob bereits 1923 der Beschluss gefasst wurde, eine Vereinsfahne zu beschaffen. Man kann aber davon ausgehen, dass die im November 1923
zu Ende gehende Inflation hierzu eine günstige Gelegenheit bot. Im Kassen- und Mitgliederbuch ist das Wort "Fahne" nur ein einziges Mal genannt und zwar unter "Einnahmen aus der Fahnenweihe" mit dem
Betrag von 66 Mark und 43 Pfennigen.
In der Orts-Chronik ist jedoch festgehalten, dass am 13. und 14. Juli 1924 die Weihe der Fahne für den Männergesangverein stattgefunden habe. 18 Gesangvereine und Musikkapellen hätten am Festzug
teilgenommen.
Krisenjahre 1932 - 1949
Deutlich war im Laufe des Jahres 1932 zu erkennen, dass Probleme nicht kleiner, sondern
größer wurden. Ursache dafür waren tiefgreifende Veränderungen im politischen Bereich und dazu auseinanderlaufende Meinungen, die auf die Vereinsarbeit nicht die besten Auswirkungen hatten. Bei der
Generalversammlung am 9. Januar 1932 entschloss man sich, dem Ernst der Zeit entsprechend in diesem Jahr von einer Fasnetsveranstaltung abzusehen. Am Schluss der Versammlung wurden alle Anwesenden
aufgefordert, immer treu zur Fahne des Vereins zu stehen.
Die Vereinsarbeit ging zunächst kontinuierlich weiter, obwohl der Mitgliederstand immer weiter abnahm. Anfang 1934 bestand der Verein nur noch aus 15 aktiven Sängern und 9 passiven
Mitgliedern.
In der Folgezeit war zu spüren, dass der Verein immer mehr politisiert wurde. Die Generalversammlung am 26. Januar
1935 schloss mit einem dreifachen "Sieg Heil auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler". Die immer prekärer werdende Situation um den Verein war Anlass genug, am 10. September 1935 eine
außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, bei der gleich zu Beginn festgestellt wurde, dass der Verein im Sterben liege. Eine Vertrauensfrage des Dirigenten führte zwar dazu, dass sich alle
Sänger zunächst wieder alle mit vollem Interesse hinter den Verein stellten. Das Blatt wendete sich aber schnell wieder: nach nur acht Wochen konnte wegen schlechten Probenbesuchs nicht einmal mehr
eine Probe abgehalten werden; somit entfiel auch die Weihnachtsfeier in jenem Jahr (vgl. Niederschrift des Protokollführers zur außerordentlichen Generalversammlung).
Am 5. Februar 1936 gab der Dirigent folgende Erklärung ab:
"Seit Gründung des Vereins, welche durch meine Anregung und Tätigkeit erfolgte, war ich mit Ausnahme von einem Jahr Dirigent des Vereins. Ich bin mir stets bewusst, dass ich als solcher jederzeit
meine Pflicht getan habe ... . Doch die letzten Jahre machte sich leider ein Rückgang bemerkbar. (...) Dauernd gab es Reibereien und die Kameradschaft ließ viel zu wünschen übrig. Ein
Auseinandergehen des Vereins war vorauszusehen (...) So lege ich meinen Taktstock mit schwerem Herzen nieder."
(Leo Demmer, Niederschrift vom 5.2.1936).
Die Unterbrechung der Vereinstätigkeit war somit auch wegen der im politischen Bereich in so massiver Weise angebotenen Übungen, Schulungen, Unterhaltungen u.v.m. endgültig geworden. Dieser Zustand
sollte sich bis nach dem II. Weltkrieg nicht mehr ändern.
Vereinstätigkeit ab 1950
Wenige Jahre nach dem Kriegsende gab es Bestrebungen, die Vereinsaktivitäten
weiterzuführen. Gelegentlich hatten sich schon bisher einige zusammengefunden, um bei bestimmten Anlüssen zu singen. Dies geschah z.B. bei Weihnachtsfeiern, besonders bei der Giockenweihe im Jahre
1950 und anderen Gelegenheiten.
Wieder war des der frühere Chorleiter Leo Demmer und die Vorstandschaft aus den Vorkriegsjahren, die am 30. September 1950 die noch lebenden Mitglieder (15 aktive Sünger und 29 passive Mitglieder)
sowie interessierte Mitbürger in das Gasthaus "Adler" einluden, um die Neu- bzw. Wiedergründung des Vereins vorzunehmen.
Trotz aller guten Vorsätze gab es wieder Spannungen, insbesondere zwischen älteren und jüngeren Sängern. Das gemeinsame Ziel wurde aber nie in Frage gestellt.
Neue Überlegungen insbesondere bezüglich eines gemischsten Chores wurden diskutiert, zur Erhöhung der geringen Zahl
aktiver Sänger. Einerseits gabe es Frauen, die gerne in einem solchen Chor mitgesungen hätten; andererseits kamen Zweifel auf, ob ein gemischter Chor nicht eine direkte Konkurrenz zum Kirchenchor
darstellte.
Bei der ersten ordentlichen Jahreshauptversammlung nach dem Krieg, am 13.01.1952 im Gasthaus "Mühle" wurde entschieden, einen Versuch mit einem aus Frauen und Männern gemischten Chor zu unternehmen.
Der erste Auftritt des Gemischt-Chores erfolgte beim 40-jährigen Jubiläum der Musikkapelle im Juli 1952.
In der Jahreshauptversammlung am 22. Januar 1956 beschließt der Verein den Beitritt zum neugegründeten Zollernalb-Gau, trotz des nicht unerheblichen Mitgliedsbeitrags, der sich zu dieser Zeit auf
1,95 DM pro Sänger beläuft. Vorteile der Mitgliedschaft sind hingegen Chorleiter-Schulungen, Gema-Vergünstigungen und andere Zuschüsse des Verbands.
Am 1. Januar 1957 gehören dem Verein 40 aktive Sänger sowie 86 passive Mitglieder an. Auch die Aktivitüten haben weiter zugenommen, mit 110 Proben im Jahr 1956, einem Frühjahrskonzert am 22. April
1956, einem Herbstkonzert mit dem Chor "Frohsinn" in der Stadthalle Sigmaringen sowie zahlreichen Aufführungen bei Geburts- und Feiertagen sowie zu Weihnachten.
Im Jahr 1957 findet wieder ein Frühjahrskonzert im Gasthaus Adler statt. Am 7. Juli 1957 nimmt der Chor geschlossen am Gauliederfest in Albstadt-Ebingen teil. Unter Leitung des Dirigenten Werner Pohl
nehmen die Schmeier Sänger am Wertungssingen teil und erzielen im "Gehobenen Chorgesang" mit dem Vortrag "Ungarischer Tanz Nr. 6" die Note "sehr gut".
In den Jahren ab 1953 wuchs der Verein, sowohl an aktiven und passiven Mitgliedern als auch in seiner Performance. Bei der Hauptversammlung am 16. Januar 1954 zählte der Verein 40 aktive und 66
passive Mitglieder. Im Jahr 1953 wurden 90 Register- und Gesamtproben abgehalten, sowie ein Jahreskonzert und eine Weihnachtsfeier aufgeführt. Zahlreiche Ständchen zu Geburtstagen kamen
dazu.
Der Chor ohne ständigen Chorleiter 1958 - 1963
Im Juli 1958 wurd der bisherige Chorleiter und Lehrer der örtlichen Schule nach Ostrach
versetzt. Dies bedeutete für zugleich das Ende seiner Chorleitertätigkeit für den Männergesangverein, ein herber Verlust. Um so wichtiger für den Chor ist in dieser Zeit das aushilfsweise Einspringen
von Männern wie Herr B. aus Laiz, Herr R. aus Sigmaringendorf und vor allem Herr S. aus Unterschmeien, ohne die die Weiterführung der Chortätigkeit unmöglich geworden wäre.
Dank unermüdlicher Suche gelingt es dem Vorsitzenden O. M. zunächst, den in Laiz wohnenden Lehrer S. (bisher Vertretung) als Chorleiter zu gewinnen. Der neue Dirigent fällt allerdings wenig später
wieder aus.
Im Jahr 1960 ist die Sangestätigkeit fast völlig eingeschlafen, bis auf die üblichen Verpflichtungen des Chores bei Beerdigungen und an Weihnachten. Die Zahl der (aktiven und passiven) Mitglieder ist
auf 114 geschrumpft. Um so erfreulicher ist Ende 1960 die Nachricht des Vorsitzenden, er habe Frau L. aus Messkirch für die Tätigkeit als Chorleiterin gewinnen können. Die Chorarbeit beginnt im
Januar 1961 vielversprechend und man nimmt sich im Chor viel vor. Ein harter Schlag ist entsprechend die Aufgabe von Frau L. im Mai 1962 aus gesundheitlichen Gründen. Auch in dieser Phase steht der
Aushilfs-Chorleiter S. zum Chor mit seiner Erklärung, den Chor vorübergehend zu leiten.
Im Jahr 1962 gelingt es dem Vorsitzenden schließlich, den Lehrer T. als Chorleiter zu gewinnen. Die erste Probe findet im Dezember 1962 statt und ab diesem Zeitpunkt wird wieder regelmäßig
geprobt.
Mit der Teilnahme am Gauliederfest inklusive Wertungssingen (Juli 1963), der Teilnahme an den Sängerfesten in Winterlingen und Bingen sowie mit der Ausrichtung eines Liederabends (Dezember 1963)
plant der Chor gleich ein ambitioniertes Programm, welches er dann auch mit Bravour meistert.
Quelle: Berthold Bix - Rückblick auf die vereinsgeschichtliche Entwicklung des Männergesangvereins Schmeien, Oberschmeien, Januar 2001